Seit 8 Jahren arbeitet Murli Pauli als Craniosacral Therapeut. Zu seinen Klienten zählt er nicht nur Erwachsene, sondern auch Babys, Kinder und Jugendliche. Coachfrog hat der Therapeut mit Praxis in Zürich mehr von seiner spannenden Arbeit berichtet. Wie er Schwangeren und Müttern helfen kann überwältigende Erlebnisse zu verarbeiten und wie er die Kleinsten auf kreative Art und Weise versucht zu behandeln: Mit gemütlicher Sitzecke, Märchen und Plüschtier als Hilfsmittel.
Herr Pauli, Ihr Spezialgebiet ist die biodynamische Craniosacral Therapie mit Einbezug von traumatischen Erlebnissen (PTSD). Können Sie kurz erklären worum es dabei geht?
Die Craniosacral Therapie ist eine sanfte Therapieform, welche zum Ziel hat das harmonische Zusammenspiel zwischen Cranium (Schädel) und Sacrum (Kreuzbein) herzustellen. Von diesen zwei Strukturen stammt auch der Name Craniosacral Therapie. Cranium und Sacrum sind durch einen geschlossenen Schlauch, die Duralröhre, miteinander verbunden. In der Duralröhre befinden sich der Liquor (die Gehirnflüssigkeit) und das Rückenmark, welches im Bereich des Schädels in das Gehirn übergeht. Als Craniosacral Therapeut unterstütze ich das natürliche Gleichgewicht in diesen Strukturen, damit sich die Lebenskraft im Körper voll entfalten kann. Die biodynamische Craniosacral Therapie bedient sich keinerlei Manipulationen am Körper, sondern offeriert dem Organismus verschiedene Wege, damit sich eine körpereigene und sehr individuelle Heilung einstellen kann.
Manche Klienten kommen nach einem Unfall, einer Operation, oder nach der Geburt eines Babys zu mir, weil sie durch die Intensität eines Ereignisses überwältigt wurden. Um solche teilweise traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten, bietet die Craniosacral Therapie verschiedene Möglichkeiten, wie Gespräch, regulieren der Gefühle oder direkte Arbeit am Körper. Die Craniosacral Therapie beginnt mit einem Gespräch und wird auf der Behandlungsliege fortgeführt, wobei die Klienten ihre Kleider anbehalten.
Man könnte annehmen, die Schwangerschaft, die Geburt und die Babyzeit sind Glücksmomente für Eltern. Wie kommt es dazu, dass es in diesem Bereich oft zu überwältigenden Erlebnissen kommt und wie hilft dann die Craniosacral Therapie?
Die Schwangerschaft ist eine spannende Zeit im Leben der Eltern und erweckt vor allem in der werdenden Mutter wundersame Kräfte. Als Craniosacral Therapeut konzentriere ich mich darauf der Schwangeren zu ihrem inneren Potential zu verhelfen, damit sie bereits vor der Geburt mit ihrem werdenden Kind und ihren körpereigenen Kräften in Verbindung ist und dadurch typische Schwangerschaftsbeschwerden gelindert werden können. Leider verläuft nicht jede Schwangerschaft oder Geburt wunschgemäss und das kann zu einer starken Enttäuschung, Bindungsproblemen oder sogar zu Entwicklungsverzögerungen beim Baby führen. Die Craniosacral Therapie bietet einen Rahmen eine schwierige Schwangerschaft oder Geburt im Nachhinein in Ruhe und Sicherheit zu verarbeiten, sodass die Familie wieder ihre Harmonie findet.
Können Eltern mit Bindungsproblemen zum Baby noch auf andere Weise unterstützt werden?
Zur Unterstützung der Craniosacral Therapie bei Babys werden in meiner Praxis auch Trageberatungen angeboten. Das Tragen hat für Baby und Eltern viele Vorteile. Unter anderem werden dabei bindungsrelevante Endorphine freigesetzt, die den Heilungsprozess positiv beeinflussen. Zudem ist es für die Körperhaltung von Eltern und Kind sehr wichtig, dass beim Tragen auf eine gesunde und entwicklungsfördernde Haltung geachtet wird, was sich wiederum positiv auf die Craniosacral Therapie auswirkt.
Ist die Craniosacral Therapie auch für Kinder mit Trauma geeignet und wie gehen Sie im Gegensatz zu Erwachsenen an die Behandlung heran?
Ja, die Craniosacral Therapie ist natürlich auch für Kinder jeden Alters geeignet. Oft kommen Kinder wegen Entwicklungsverzögerungen zu mir, welche auf eine schwierige Geburt oder andere traumatische Erlebnisse zurück zu führen sind. Kleine Kinder kommen im Gegensatz zu Jugendlichen in Begleitung ihrer Eltern in die Therapie. Als erstes geht es darum, mit ihnen eine Vertrauensbasis aufzubauen. Deshalb behandle ich sie nicht wie Erwachsene auf einer Massageliege, sondern oft in meiner gemütlichen Sitzecke auf einem Futon. Mit Hilfe von Plüschtieren, Büchern oder Spielen finde ich einen Weg, um ihre Problematik auf kreative Weise anzugehen. Manchmal liest die Mutter eine Geschichte vor, während ich an Kopf oder Füssen arbeite. Jugendliche kommen oft mit emotionalen Themen zur mir. Für sie ist es wichtig zu wissen, dass ich ihre Anliegen vertraulich behandele und von meiner Seite keine Informationen an ihre Eltern weitergebe.
Wie lange dauert eine Therapie bei Erwachsenen und Kindern, bis sich Besserungen der Beschwerden einstellen?
Je jünger meine Klienten sind, desto weniger Behandlungen sind in der Regel nötig. Natürlich kommt es auf den Schweregrad der Situation an, aber vor allem Babys reagieren sehr schnell auf Craniosacral Therapie und kommen manchmal nur ein Mal zu mir. Hilfreich ist es, die ersten 3-5 Sitzungen in kurzen Abständen zu machen und dann zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Gibt es nach 5 Sitzungen keinerlei Besserung, muss besprochen werden ob es wirklich Sinn macht, mit der Craniosacral Therapie fortzufahren. Bei starker Traumatisierung oder chronischen Krankheitsverläufen kann die Craniosacral Therapie auch lange andauern, weil die Besserung sehr langsam vor sich geht oder durch die Therapie lediglich eine Verstärkung der Symptome verhindert wird.