Yoga-Atemtechniken scheint in aller Munde zu sein. Ein Multitalent zur Verbesserung der eigenen Gesundheit. Aber muss es denn immer nur die Atemtechniken des Yoga sein? Nein, denn auch die westliche Naturheilkunde kennt das Prinzip des Atemtrainings zur Gesunderhaltung und bewusstseinserweiterten Erfahrung.

Täglich atmet der Mensch rund 20’000 Liter Luft ein und aus ohne einen Gedanken zu verschwenden. Es ist banal und für unser Überleben notwendig. Atmen passiert normalerweise ohne bewusste Steuerung. Der dadurch errungene Sauerstoff ist an vielen Körperprozessen beteiligt und hält uns am Leben.

Spiritus: Atmung in der Naturheilkunde

Heute ist der Begriff «Spiritualität» allgemein bekannt. Jedoch versteht man darunter normalerweise geistige, religiöse Prinzipen. Aber das ist zu Eng gefasst und die Basis des Worts liegt wo anders. Die Grundlagen dazu stammen vom griechischen Begriff «Pneuma» und dem lateinischen Synonym «Spiritus» ab. Was nichts anderes bedeutet, wie universeller Geist und Lebendigkeit. Das Ziel ist über das Ein- und Ausatmen Körper und Organfunktionen zu beeinflussen, die humoralen Säfte in Balance zu bringen und das Individuum (Spiritus internus) mit der Natur und dem universellen Geist (Spiritus externus; die Anima) in Einklang zu bringen.

Spiritus naturalis – Bauchhirn

Der Hauptort von Spiritus naturalis ist die Leber. Die Verteilung erfolgt über die Venen und ist verantwortlich für die Bildung der vier Humores. Damit auch Teil der 2. Kochung. Es ist unterstützt die Ernährung, Verdauung und Ausscheidung des Körpers. Somit also eine Aktive Form der Entgiftung. 1

Spiritus vitalis – Brusthirn

Über die linke Herzseite verteilt sich Spiritus vitalis über die Arterien im ganzen Körper. Seine Aufgaben sind Bewegung, Rhythmik, Zirkulation und Kontrolle der Atmung, sowie den Herzschlag. 2

Spiritus animalis – Kopfhirn

Spiritus animalis ist unsere Seele: Verbunden mit dem Hirn, den Nervenfunktionen, sowie allen Sinneswahrnehmungen und Emotionen. Damit verantwortlich für die Regulation der Psyche und Geist über die Atmung. Was einer aktiven Entspannung des Nervensystems entspricht. 3

Ziemlich philosophisch und kompliziert?

Die Spirituslehre ist ein Denkkonstrukt der traditionellen Medizin und ist in dem Sinne nicht direkt sichtbar. Aber es gibt messbare medizinische Zusammenhänge in Bezug zum aufgenommenen Sauerstoff über die Atmung. Somit sind die philosophischen Sichtweisen nicht falsch:

  • Verbesserung der Zellatmung
  • Regulation der Herz-Kreislauf-Funktion und Gefässe
  • Freisetzung von Energie
  • Entgiftung körpereigener Stoffwechselprodukte
  • Verbesserung der Durchblutung im Gehirn
  • Stabilisierung der Psyche und Emotionsregulation
  • Lockerung verspannter Muskeln
  • Lösen von Traumata’s
  • Gezieltes Entspannungstraining

Atemtraining nach westlichen Methoden

In der TEN gehört damit die Atemtherapie mit ins Repertoire. Wurde jedoch in letzter Zeit durch östliche Yoga-Techniken etwas verdrängt. Aber auch wir in westlicher Medizin kennen verschiedene Atemtechniken:

  • Atmen nach Kneipp
  • Bioenergetik nach W. Reich und A. Lowen
  • Holotropes atmen nach Stanislav Grof
  • Atemtherapie nach Middendorf
  • Atemtechnik nach Buteyko
  • Atem und Stimme nach Horst Coblenzer

und viele weitere Atemtrainings wie zum Bespiel mit Biofeedback gestütztes Training.

RSA-Atemtraining mit Biofeedback

Mit der modernen Technik lässt sich die Wirkung der Atmung auf das vegetative Nervensystem direkt messen. Der Sympathikus (Gaspedal) und Parasympathikus (Bremspedal) wird damit sichtbar.

Dafür eignet sich zum Beispiel ein RSA-Atemtraining mit Biofeedback sehr gut. RSA steht dabei für: Respiratorische Sinusarrhythmie und bedeutet, dass man die Atmung mit der physiologische Herzfrequenzvariabilität synchronisiert. Damit sinkt der Blutdruck und der Sauerstoffgehalt steigt.

Das RSA-Atemtraining ist damit Teil der Entspannungsverfahren und Ordnungstherapie.

Funktionsdiagnostik der RSA

Die respiratorische Sinusarrhythmie (RSA) wird aber nicht nur zum Trainieren der Entspannungsfähigkeit und Entgiftung genutzt, sondern ist auch Teil der autonomen Funktionsdiagnostik der TEN und auch immer öfter in der Schulmedizin (zum Beispiel Kardiologie). Damit ist der Atem eine wichtige Ressource für die eigene Gesundheit.

Verschiedene Grafiken während dem Atemtraining gemessen.
Beispiel einer guten Regulationsfähigkeit.
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