Weissdorn (Crataegus ssp.) - Heilpflanze des Jahres 1990 und Arzneipflanze des Jahres 2019

Wer die Augen offen hält, der sieht gerade jetzt in der herbstlichen Zeit die kräftig roten Beeren des Weissdorns. Bestens vorbereitet für die Winterernte und zur Stärkung des Gemüts.

Vermutlich bist auch du schon oft an dem dornigen Gestrüpp vorbei gelaufen. Vielleicht hast du die Beeren bemerkt? Kostet man eine davon, schmeckt sie eher mehlig und hat harte Kerne. Es ist also kein Wohlgenuss und doch steckt sehr viel Wirkkraft in den Beeren.

Therapeutische Informationen

Der Weissdorn gehört zur Familie der Rosengewächse. Seine Früchte haben ein ähnliches Aussehen wie die Hagebutte. Sind jedoch kleiner und haben etwas weniger Fruchtfleisch. Er ist damit verwandt mit der Rose. Man findet die Sträucher oft an lichten Waldrändern. Aber auch in manchen urbanen Gärten.

Da sich Weissdorne gerne kreuzen, gibt es viele verschiedene Crataegus-Unterarten. Somit ist oft auch eine genaue Definition schwierig. Was vor allem bei Pharmazeutika nicht ganz einfach ist.

Verwendet werden die Blätter mit Blüten (Crataegi folium cum flore) und die Früchte (Crataegi fructus).

Mögliche Inhaltsstoffe

In der westlichen Phytotherapie zählt der Weissdorn wegen seiner herzstärkenden Wirkung zur Kardinalspflanze für alle Herzkrankheiten. 

  • Flavonoide: Hyperoside, Crataeside, Rutoside, Apigenin, Luteolin, Kampferol, Quercetol
  • Proanthocyanidine (OPC), Phenole, Amine, Triterpensäuren, Purine, Polysacharide
  • Früchte: Vitamine C und A, Pektin

Anwendung und Wirkung

Um eine gute Wirkung zu erzielen, dauert es ca. 6 – 8 Wochen bis die volle Wirkkraft erreicht ist.

GalenikBeschreibung
AnwendungsformTinktur, Tabletten, Dragées, Kapseln
Kann aber auch in der Küche verwendet werden, als Konfitüre, Saft, Mus, Tee, Likör oder auch als Mehl-Zusatz fürs Brot.
WirkungHerzstärkend, blutdruckregulierend, verdauungsfördernd, antithrombotisch, cholesterinsenkend, durchblutungsfördernd, kardioprotektiv, gefässerweiternd, beruhigend, angstlösend, aggressionshemmend, antioxidativ

Der Blutvolumenausstoss aus dem Herz wird vergrössert und die Herzmuskelkontraktionsfähigkeit gesteigert (positiv inotrop).
IndikationMyokarditits, Perikarditis, Myodegeneration, Kompensationsstörungen, Angina Pectoris, innere Unruhe, Herzrasen, Bluthochdruck, Altersherz, Herzschwäche, Herzklappenfehler, Asthma (in Kombination mit Passionsblume), Wechseljahre, Arteriosklerose, Erschöpfung, Müdigkeit, Kreislaufschwäche, depressive Verstimmung, Ängste, Hyperaktivität, neuro-vegetative Dystonie, Schlafstörungen
NebenwirkungSehr selten Magen-Darm-Beschwerden oder Hautausschläge
KontraindikationBei Überempfindlichkeit

Was sagt Pfarrer Küenzle zum Weissdorn?

Bei Pfarrer Küenzle ist der Weissdorn ein gutes Herzmittel. Kommt aber auch zum Einsatz bei Darmschwäche und das «Abweichen» von Kindern. Meine persönliche Vermutung ist, dass damit neurologische Auffälligkeiten wie ADHS gemeint sind. Trotzdem immer wieder spannend in alten Büchern zu lesen und über die Bezeichnungen nach zu denken.

Weissdorn-Likör nach Pfarrer Küenzle

Beeren zerquetschen und mit Trinkalkohol in einem grossen Einmachglas ansetzten. Dazu noch ein paar frische Melissenblätter hineingeben. Glas gut verschliessen und etwa 8 Tage an einen sonnigen Platz stellen. Anschliessend die Mischung sorgfältig abfiltern und je nach Geschmack süssen und verdünnen. Davon trinke man dann vor jedem Mittagessen und vor dem Schlafengehen ein Gläschen zur Herzstärkung.

Räucher- und Ritualpflanze: Weissdorn

  • Bei allen Herzkrankheiten, Depressionen, Manie, Bulimie, Anorexie, Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen 

Der Weissdorn steht mit den Luftwesen in Verbindung. Er wird deshalb in schamanischen Ritualen zur Anrufung und Unterstützung des Luftelements genutzt.

Und wem das nicht reicht: Weissdorn-Zauberstäbe! Nach Garrick Ollivander (Harry Potter) besitzen diese Stäbe sowohl heilende Wirkung, wie auch nach Tod riechender Verfall für viele Flüche.

Naturphilosophie und Humoralmedizin

Der Weissdorn findet sich bereits bei Dioskurides für die heilsame Krafterzeugung und wird im Laufe der Geschichte unter anderem auch für ein Altersmittel eingesetzt. Oft findet man auch die alte Bezeichnung «Hagedorn», abgeleitet von Dorngebüsch.

Das Weissdornholz ist sehr hart und wurde vielfältig eingesetzt. Unteranderem auch für keltische Wander- und Zauberstäbe. Zudem wurden Weissdornzweige an die Türen gehängt, um böse Geister fernzuhalten. Auch war der Strauch ein Symbol der Hoffnung.

Mythen, Märchen und Geschichten

Wer kennt nicht die Geschichte von Dornröschen? Die sich an den Dornen in die Finger stach und in einen hundertjährigen Schlaf viel? Viel altes Heilwissen wurde auf diese Art und Weise an die nächste Generation weiter gereicht. Insbesondere da viele Kräuterkundige aufpassen mussten, wegen möglichem Aberglauben auf dem Scheiterhaufen zu landen.

Wegen seiner Dornen wurde der Weissdorn oft, als Gartensichtschutz verwendet. Mit dem Ziel Böses und Unheil von Haus und Hof fern zu halten. Nicht zu vergessen, dass im Weissdorn gute Feen hausen sollen.

Aber auch der römische Gott Janus (Namensgeber des Monats Januar) nutze die magische Wirkung. Er überreichte der Nymphe Cardea einen Zweig, damit diese Kinder vor bösen Hexen mit Klauen schützen solle.

Die humoralen Prinzipien

Durch den starken Bezug zum Herzen und Blut gehört für mich der Weissdorn zum Sanguisprinzip mit dem Kardinalsorgan: Herz. Er bringt Stockendes wieder in Fluss und reguliert überschiessende Impulse herunter.

Der Weissdorn ist in der Astromedizin nach Paracelsus der Venus und dem Mars zugeteilt. Dies wegen der Dornen und auch der kräftig, roten Farbe der Früchte.

Sanguiniker mit Element Luft

Rotkäppchen
Im Baum
Tanzt im Wind
Bringet der holden Maid
Herzenskraft
Der Weissdorn - Priska Hitz, 06.10.2021

HumoralwerteAnwendungsgebiet
Qualitätkühlend 2°, wärmend 2-3°, trocknend 0-1°, befeuchtend/nährend 3°
Befeuchten / nähren und wärmenBlutdruckregulation, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Sportlerherz, Alternsherz, Angina Pectoris, Kreislaufschwäche
Trocknen und wärmenSpontanes Schwitzen, Ödeme, Durchfall, erhöhtes Cholesterin
Befeuchten / nähren und kühlenWechseljahre, Hitzewallungen, innere Unruhe, Tinnitus, Schwindel, Angst, psychisch bedingte Schlaflosigkeit, depressive Verstimmung, Reizbarkeit, Nervosität, Hyperthyreose, Fieber

Leckeres aus der Küche: Weissdorn-Apfel-Konfitüre

Weissdorn-Apfel-Marmelade

Zutaten

700 Gramm Äpfel
300 Gramm Weissdornfrüchte
1 Kilogramm Gelierzucker
1 Zitrone (Saft)
Lorbeer, Zimt und Vanille

Zubereitung

Die Äpfel und Weissdornfrüchte kochen lassen bis sie weich sind. Danach durch ein feines Sieb passieren, um die Kerne zu entfernen. Nun das Fruchtmus zusammen mit dem Gelierzucker, dem Zitronensaft und den Gewürzen aufkochen. In heisse Gläser abfüllen.

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